BIOGRAPHIEN
Seit seiner Gründung im Jahr 1996 entwickelte sich das Kairos Quartett zu einem der international tätigen Leuchtturm-Ensembles in der Szene der zeitgenössischen Musik. Zu ihm gehören heute die Gründungsmitglieder Simone Heilgendorff, Bratsche, Claudius von Wrochem, Cello sowie Alexa Renger, Violine und Ruis C. Antunis, Violine. Zahlreiche Uraufführungen zeitgenössischer Kompositionen sowie detailgetreue Interpretationen von dramaturgisch starken Programmen, die oft in engem Kontakt mit Komponierenden und Veranstaltenden kuratiert werden, führten u. a. zum Preis der Deutschen Schallplattenkritik (Geor-Friedrich Haas: Quartette) und ermöglichten die Entfaltung einer weltweiten Karriere (Biennale di Venezia, Cervantino Festival Mexiko, Internationalen Ferienkursen in Darmstadt, Festival d’Automne á Paris, MaerzMusik, Salzburger Festspiele, Warschauer Herbst und Wien Modern).
Besonders verdient machte sich das Quartett bei der Entwicklung neuer Aufführungsformate. Sandeep Bhagwatis „Vermessene Zeit“ haben sie zusammen mit Mitgliedern des Ensemble Śabdagatitāra 2021 im Stadtpark Teltow uraufgeführt.
"Śabdagatitāra" bedeutet auf Sanskrit: "die Kreuzung ("tāra") der Methoden der Tonerzeugung ("gati") ("śabda")". „Śabdagatitāra“ bezieht sich auf einen trans-traditionellen Ansatz des Musizierens und der künstlerischen Forschung, der die Musiken der Welt, unabhängig davon, wo und in welchem Kontext sie entstanden sind, als tief und zutiefst miteinander verbunden wahrnimmt und erlebt. Die Projekte des Ensembles zielen darauf ab, diese Querverbindungen durch künstlerisches Musizieren zu erforschen. Als forschend-schöpferisches Ensemble ist Śabdagatitāra, gegründet 2023, ein internationales Projekt, das von Musikern initiiert wurde, die auf der Grundlage der bisherigen regionalen Ensembleprojekte in Berlin, Montréal, Pune, Oslo und Toronto, die Bhagwati ins Leben gerufen und geleitet hatte, nun ein weltweites Netzwerk aufbauen.
Emilio Gordoa Rodríguez (geb. 1987 in Mexiko City) ist ein mexikanischer Klangkünstler, Perkussionist und Komponist, dessen Arbeit sich auf Klang und Performance als primäre Ausdrucksmittel konzentriert. Seit 2012 lebt er in Berlin, wo er aktiv an der Echtzeitmusik-Szene der Stadt mitwirkt und sich in der internationalen Avantgarde-Musikszene engagiert. Zu seinen Projekten gehören Solo- und Ensemble-Performances, Klanginstallationen und Kompositionen für Film, Theater und Tanz. Er hat mit einer Vielzahl von Künstlern zusammengearbeitet, darunter Jérôme Noetinger, Ingrid Schomliner, Yuko Kaseki, Burkhard Beins, Don Malfon, John Butcher und Sabiene Vogel. Gordoas Ansatz verbindet experimentelle perkussive Techniken mit elektronischen Elementen und führte zu Einladungen zu Auftritten bei Veranstaltungen wie dem Moers Festival, dem Meakusma Festival in Belgien, A'larme! und Maerzmusik in Berlin. Er gründete WildSonico, eine Plattform für experimentelle Musik, und war Teil von Künstleraufenthalten an Institutionen wie der Akademie der Künste und der Kunststiftung NRW. Er arbeitete auch als Improviser in Residence für das Moers Festival. Seine Diskografie umfasst Alben wie Substantial Myths (2022), Balderi Variations (2019) und GRIFF (2021), die seine kontinuierliche Auseinandersetzung mit Musik widerspiegeln. Seine Arbeit wurde von Organisationen wie dem Goethe-Institut, dem Musikfonds e.V. und der INM - initiative neue musik berlin unterstützt und er erhielt Anerkennungen, darunter eine Ehrenerwähnung beim Prix Ars Electronica.
Volker Staub, geboren 1961 in Frankfurt am Main, studierte von 1981 bis 1985 Klavier bei Friederike Richter und von 1982 bis 1990 Komposition bei Johannes Fritsch in Darmstadt und Köln. Während seiner Studienjahre beschäftigte er sich intensiv mit dem Werk der Komponisten John Cage und Morton Feldman; darüber hinaus mit den Arbeiten von Josef Beuys.
Seit 1981 wird Staubs kompositorische Arbeit durch den Bau von Musikinstrumenten begleitet. Es entstanden Schlaginstrumente aus Holz, Fell, Metall, Stein und Glas sowie Saiteninstrumente und elektroakustische Instrumente mit diskreten oder kontinuierlichen Klangeigenschaften. Diese werden in seinen Kompositionen - teils ausschließlich, teils zusammen mit traditionellen Instrumenten verwendet. Er konstruierte Klanginstallationen, z. B. die Witterungsinstrumente, und schrieb zahlreiche Stücke für traditionelle Instrumente vom Solo- bis zum Orchesterwerk.
Staubs Instrumentebau ist untrennbar mit seinen kompositorischen Gedanken verknüpft. Der Bogen seiner Arbeit spannt sich von Experimenten an den Grundlagen der Klangerzeugung und dem Instrumentebau, über die Findung verschiedenster Tonsysteme und die Entwicklung adäquater Notationsformen bis hin zur Komposition, Einstudierung und Aufführung der eigenen Werke.
Volker Staub gab Konzerte und Rundfunkauftritte in zahlreichen europäischen Ländern, in Israel, den USA und Ekuador. Er war Teilnehmer zahlreicher internationaler Festivals. Seine Arbeit wurde Gegenstand zweier Fernsehporträts und ist auf vier bisher erschienenen CDs dokumentiert. Er veröffentlichte ein Buch über Morton Feldmans Untitled Composition und arbeitet an einer größeren Publikation zum experimentellen Instrumentenbau. Volker Staub lebt als freischaffender Komponist bei Frankfurt am Main.
MAM.manufaktur für aktuelle musik wurde 2010 von Stipendiat:innen der Internationalen Ensemble Modern Akademie gegründet, aus der Begeisterung für neue Spielformen heutiger Musik heraus. Die Musiker:innen verstehen sich als offenes und multidivers ausgerichtetes Kollektiv, das den Ensemble-gedanken hin zu anderen Kunstformen erweitert. MAM arbeitet mit eng mit Künstler:innen wie Hannes Seidl, Gordon Kampe, Oxana Omelchuk, Elaine Mitchener, Neo Hülcker, Michelle Lou und Jagoda Szmytka zusammen und war zu Gast bei zahlreichen Festivals der Neuen Musik, darunter die Donaueschinger Musiktage, die Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik, MaerzMusik, Wien Modern, AchtBrücken Festival und New Talents Biennale in Köln, Klangwerkstatt Berlin, PGNM Festival in Bremen, klub katarakt festival Hamburg.
Ein besonderes Interesse von MAM gilt dem Musiktheater: so entstand in Zusammenarbeit mit Jagoda Szmytka ein abendfüllendes Musiktheater beim Stuttgarter ECLAT-Festival 2017. Seit 2019 arbeiten die Musiker:innen regelmäßig mit Hang Su an multimedialen Musiktheater-Installationen, darunter The Body Memory für das Berliner BAM Festival und Gestures of Horizon für das Leipziger Museum der Bildenden Künste. 2020 entstand für das Beethoven-Jubiläum eine neue Oper in Zusammenarbeit mit DJ Illvibe, Gordon Kampe und Oxana Omelchuk. Ihre Arbeit mit Elaine Mitchener und Dam Van Huyhn, On Being Human as Praxis nach Texten von Sylvia Winter, wurden bei den Donaueschinger Musiktagen gezeigt und vom SWR aufgezeichnet und bei der Maerzmusik zur szenischen Uraufführung gebracht. Zuletzt waren sie mit Hannes Seidls 21 Songs in a Public Surrounding in einer Reihe europäischer U-Bahnhöfe zu Gast.
Neben der Pflege eines zeitgenössischen Ensemble-Repertoires auf höchstem Niveau fühlt sich MAM vor allem alternativen und experimentellen Spielpraktiken an der Schnittstelle zwischen Performance, Improvisation und der Interpretation komponierter Musik verpflichtet. In seinen Konzerten kontrastiert das Ensemble regelmäßig Musiken unterschiedlicher Herkunft, Epochen und Disziplinen. MAM wird so zu einem Ort von Experimenten, Grenzüberschreitungen und ungeahnten Zusammenführungen.