I HEAR VOICES

Trio Generator Berlin
Anna Clementi | Frauke Aulbert | Natalia Pschenitschnikova

Mit Werken von Juhi Bansal, Laurie Schwartz, Anna Korsun, Kristia Michael, Anna Clementi, Frauke Aulbert, Natalia Pschenitschnikova mit Unterstützung von John Cage, Giacinto Scelsi und einigen Volksliedern

Die Stimme ist ein zentrales Medium für die Überlieferung und das Bewahren von indigenem Wissen, Identität und Spiritualität. In vielen indigenen Kulturen ist das Singen nicht nur eine Form des künstlerischen Ausdrucks, sondern auch ein Weg, um Geschichten, Rituale und die Beziehung zur Umwelt und den Ahnen weiterzugeben.

Indigenität und Stimme sind oft eng miteinander verwoben, denn durch den Klang der Stimme werden Traditionen lebendig. Gesänge, Gebete und Erzählungen über die Natur, den Kosmos und das soziale Gefüge der Gemeinschaft werden über Generationen hinweg mündlich weitergegeben. Die Stimme wird zum Träger kultureller Authentizität, sie vermittelt nicht nur Worte, sondern auch Gefühle, Identität und Zugehörigkeit.

In indigenen Kontexten ist die Stimme oft auch ein Ausdruck der Verbundenheit mit der Natur. So spiegeln Lieder und Gesänge oft das Leben der Gemeinschaften wider, in Harmonie mit den Zyklen der Natur – dem Wasser, dem Wind, den Wäldern. Die Akustik dieser Umgebungen beeinflusst die Art und Weise, wie die Stimme eingesetzt wird, sei es in Resonanz mit der Weite eines Flusses oder dem Schutz eines Waldes.

Durch die Stimme wird die indigene Weltanschauung hörbar, und sie gibt jenen eine Plattform, die oft von der modernen Welt überhört werden. Sie ist ein kraftvolles Werkzeug zur Behauptung der eigenen Identität und zur Aufrechterhaltung der kulturellen Integrität.

Der Gesang im Wald und auf dem Wasser entfaltet sich tatsächlich auf sehr unterschiedliche Weise, abhängig von den akustischen Eigenschaften der Umgebung. Im Wald wird der Klang durch die Bäume und das Blattwerk gebrochen, was zu einem weichen, diffusen Echo führt. Der Gesang verliert an Klarheit, aber er füllt den Raum auf sanfte Weise aus, als ob er in den Wald eingebettet wird. Die natürliche Akustik des Waldes schafft eine intime, fast mystische Atmosphäre, in der die menschliche Stimme eins mit der Natur zu werden scheint.

Auf dem Wasser hingegen breitet sich die Stimme anders aus. Wasseroberflächen reflektieren den Schall und verstärken ihn oft, sodass der Klang klar und weit trägt. Wenn man in einem Boot sitzt und singt, trägt die Stimme über die spiegelglatte Wasserfläche, manchmal sogar bis zu weit entfernten Ufern. Die Akustik auf dem Wasser kann fast majestätisch wirken, der Gesang bekommt etwas Weites, Offenes, als ob er die Natur überbrücken würde.

Diese Unterschiede schaffen einzigartige akustische Erlebnisse: Im Wald ist der Gesang eine intime Verbindung zur Natur, auf dem Wasser dagegen ein Echo, das sich über die Weite erstreckt.

Die „Song Books” wurden 1970 von John Cage komponiert und zusammengestellt. Es handelt sich um eine Sammlung von Stücken für Stimme(n) mit oder ohne Performance, mit oder ohne Elektronik. Viele Stücke sind auf Texte von Henry David Thoreau geschrieben.

Solo for voice 27

Lusty groowth of oaks and pines, phoebe came to find its nest | Radiantas gems on weed | Trees are losing there leaves | Sparkles in clear cool air | The cow-slip in blossom | March, November fifty three | How ould patient pine have known? | Birds nests, tracks of animals outside the wall, indication of water

Solo for voice 49

The birds seem to delight in the first fine days of the fallin the warm hazy light | (Robbins, blue birds, in families on the almost bare elms, phobes and probably purple finches). | Now the year itself begins to be ripe, ripened by the frost, like a persimmon

   

Stinging, ringing bells von Juhi Bansal ist eine Improvisation für drei Stimmen, eine Abfolge von glockenähnlichen Tönen und Texturen, die durch die einzelnen Stimmen und die Interaktion zwischen ihnen erzeugt werden.                  

Juhi Bansal ist eine preisgekrönte Komponistin, Dirigentin und Lehrerin. Ursprünglich aus Indien und Hongkong stammend, schöpft ihre Musik aus so unterschiedlichen Elementen wie Hindustani-Musik, den Spektralisten, progressivem Metal, Musiktheater und Chortraditionen, um ausdrucksstarke, evokative Klangwelten zu schaffen. Ihre Musik, die alle Genres von akustischer Konzertmusik über Multimedia bis hin zu Filmen umfasst, ist stets von der Erzählung von Geschichten angetrieben, wobei der Schwerpunkt auf Geschichten über starke Frauen, die Wildnis und das Zelebrieren kultureller und ideologischer Vielfalt liegt.

"Strahlend und transzendent" verwebt die Musik von Juhi Bansal Themen, die musikalische und kulturelle Vielfalt, Natur und Umwelt sowie starke weibliche Vorbilder feiern. Ihre Musik greift auf so unterschiedliche Elemente wie Hindustani-Musik, Spektralmusik, Progressive Metal, Musiktheater und Chortraditionen zurück, um ausdrucksstarke, suggestive Klangwelten zu schaffen. Als indische Komponistin, die in Hongkong aufgewachsen ist, greift sie in ihrer Arbeit subtil auf diese beiden Traditionen zurück und verwebt sie eng und komplex mit den Gesten der westlichen klassischen Musik.

Laurie Schwartz’s From the Inscrutable Incantation of Morgan le Fay_3 bezieht sich auf verschiedene Arten von Rufen, wie "calling cows home", "birds call", etc. Die klangliche und melodische Grundlage bilden Anspielungen auf das keltische Alphabet und den gregorianischen Gesang.

Laurie Schwartz wurde in Northampton, Massachusetts (USA) geboren, studierte in New York und lebt seit Anfang der 80er Jahre in Europa, zuerst in Berlin, dann auch in Italien. Preisen, Kompositionsaufträgen und Stipendien von u.a. dem Berliner Senat, dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie und Meet the Composer; Gastkünstlerin des ZKM-Instituts für Musik und Akustik, Experimentalstudios der Heinrich Strobel Stiftung des SWF, und Stage d’informatique musicale am IRCAM in Paris. Neben ihre kompositorischen Aktivitäten, als Autorin und Produzentin für deutsche und amerikanische Rundfunkanstalten tätig; fortlaufende Arbeit mit Banda Magnetica aus Bologna bei der Veranstaltung von Konzerte und Workshops in Italien. Ihre Musik ist auf CD bei AcademyEsopusEdition ZeitklangCantate-Musicaphon und Zeitkratzer erschienen.

Taiagaru“ von Giacinto Scelsi wurde 1972 für die japanische Sängerin Michiko Hirayama komponiert. Laut dem Komponisten hat es seine mystischen Wurzeln auf dem afrikanischen Kontinent.

Kristia Michael: Home is there

Home is where one starts from | If we grow older | The world becomes stranger | the pattern more complicated | Of dead and living

Kristia Michael ist eine aus Zypern stammende Sopranistin, Komponistin und Klangkünstlerin. Sie erwarb einen Bachelor-Abschluss in Musikwissenschaften an der ARTE-Musikakademie in Zypern sowie einen Bachelor-Abschluss in Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Grundschulpädagogik an der Universität von Zypern. Kristia absolvierte weiterführende Studien am Königlichen Konservatorium in Den Haag, wo sie ihren Master-Abschluss in "New Audiences and Innovative Practice" mit "cum laude" erwarb. Während ihres Studiums wurde sie von Noa Frenkel, Natalia Pschenischnikova und Yannis Kyriakides beraten und betreut. Kristias einzigartige Mischung aus alter und zeitgenössischer Musik zeigt ihre Vielseitigkeit und ihr Bestreben, künstlerische Grenzen zu überschreiten.

Kristia hat verschiedene Stücke komponiert, die sowohl Vokalmusik als auch Mehrkanal-Klanginstallationen umfassen. Diese wurden auf Festivals für neue Musik wie Dag in de Branding (NL), EPICENTROOM Festival (RU), SPRING Festival (NL) und IMZ International Music + Media Centre (AU) sowie im State Hermitage Museum (RU) uraufgeführt, wo ihre Kompositionen als Soundtrack für eine Ausstellung mit Werken Albrecht Dürers dienten. Im Jahr 2020 arbeitete sie mit Andreas Moustoukis an dem Album "Silent Lands" zusammen.

Anna Korsun: I hear voices

Anna Korsun (1986, Ukraine) ist eine in Deutschland (Berlin) lebende Komponistin, Klangkünstlerin und Performerin. Sie studierte Komposition in Kiew und München bei Prof. Moritz Eggert.

"Ich arbeite viel mit der menschlichen Stimme. Meiner Meinung nach sollte die Stimme nicht unbedingt an einen Text gebunden sein. Die Stimme ist nicht nur ein Medium zwischen Literatur und Musik, sondern ein einzigartiges und sehr spezielles, intimes Instrument. Andererseits sollte ein Text nicht unbedingt in Musik eingebettet sein, denn seine Phonetik hat ihren eigenen Ausdruck und kann selbst zu Musik werden."

BIOGRAPHIEN

Frauke Aulbert
»Hamburgs Avantgarde-Queen« nennt sie das Hamburger Abendblatt: Frauke Aulbert gilt als eine der aktivsten und vielseitigsten Stimm- und Körperperformerinnen der Neuen Musik. Nach einer klassischen Gesangsausbildung integriert sie leidenschaftlich alle Arten vokalischen Ausdrucks in ihre Stimme, z.B. Ober- und Untertongesang, Bulgarische Folkore, nordindischen Dhrupad, Noh oder Beatboxing. Daneben entwickelt sie eigene Werke an der Grenze zu Performance, Bildender Kunst und Theater.
Konzertreisen führten Frauke Aulbert durch alle Kontinente. Als Solistin gastierte sie bei zahlreichen Festivals für zeitgenössische Musik, darunter das Festival Présence, der Warschauer Herbst, das Resonant Bodies Festival New York, die Deutsche Oper Berlin, Átlátszó Hang Budapest, das Berghain Berlin, Sommerliche Musiktage Hitzacker, Darmstädter Ferienkurse, Casa Giacinto Scelsi Rom, ZKM, Internationale Stockhausen-Sommerkurse, Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, Taschenopernfestival Salzburg, Wittener Tage für Neue Kammermusik, oder das Osassis Centre Athen. Sie war Gründungsmitglied von u.a. Decoder Ensemble und arbeitet regelmäßig mit Komponist*innen wie Chaya Czernowin, Georges Aperghis, Vinko Globokar, Claus-Steffen Mahnkopf, Simon Stockhausen, Alexander Schubert, Brigitta Muntendorf und Iris ter Schiphorst zusammen.
Zahlreiche Crossover-Projekte belegen ihre Vielseitigkeit. So sang sie für das Tranz Denied-Album von Magic Malik und wirkte mit am Spielfilm The Future der Regisseurin Miranda July. Auch Deutschlandradio, Radio France und die RAI strahlten Auftritte von ihr aus. Sie erhielt den 1. Preis der Stockhausen Stiftung und war Residenzkünstlerin an der Cité Internationale des Arts Paris, beim Goethe Institut in Rom, der Akademie Schloss Solitude sowie der Villa Kamogawa Kyoto. Aulbert studierte in Kiel, Santa Cruz de Tenerife und Hamburg Klassischen Gesang und erhielt Anregung zur Entwicklung verschiedenster Gesangstechniken bei Meisterkursen von u.a. Sainkho Namtchylak, Micheal Vetter, Lauren Newton, Shelley Hirsch, Amelia Cuni und David Moss. Seit 2020 kuratiert sie zudem in Hamburg das Festival für Immaterielle Kunst.

Anna Clementi

Die italienisch-schwedische Sängerin Anna Clementi wuchs in Rom auf, wo sie zunächst Querflöte studierte. Dort schloss sie auch eine Schauspielausbildung ab, bevor sie nach Berlin zog und dem Komponisten Dieter Schnebel begegnete, bei dem sie an der damaligen Hochschule der Künste (heute UdK Berlin) experimentelle Vokalmusik und experimentelles Musiktheater studierte. Daraus ergab sich eine mehrjährige Zusammenarbeit; so wirkte Clementi lange in der von Schnebel gegründeten Gruppe Die Maulwerker mit. Den ersten Gesangsunterricht erhielt sie in Rom bei Michael Aspinall. In Berlin studierte sie Belcanto bei Mieko Kanesugi und Jazzgesang bei Kara Johnstad. Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Arbeit ist das Werk von John Cage, dessen Stücke sie weltweit aufgeführt hat.
Anna Clementi sieht sich als „Schauspielerin der Stimme“ denn ausschließlich als Sängerin. Auf dieser Weise artikuliert sich auch die Vielfältigkeit ihres künstlerischen Ausdrucks, mit dem sie stets auf der Suche nach neuen Verbindungen zwischen Stimme, Geste, Sprache, Tanz und Theater ist. So spielte sie in Berlin unter anderem in der Gruppe Theater Ikaro und besuchte verschiedene Tanzschulen, wo sie sich dem zeitgenössischen Tanz und der Kontaktimprovisation widmete. Clementi liebt die Kombination von Spiel, Leichtigkeit und Ironie und sucht ständig nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten, die sie mit ihrer vielseitigen Stimme entfalten kann.
Anna Clementi ist bei den wichtigsten renommierten Festivals aufgetreten und hat zahlreiche Werke uraufgeführt. Viele Uraufführungen sind speziell für sie komponiert und zum Teil mit ihr zusammen entwickelt worden. Sie arbeitete u.a. mit den KomponistInnen Laura Bianchini, Emanuele Casale, Martin Daske, Fast Forward, Jürgen Grözinger, Michael Hirsch, Rupert Huber, Christian Kesten, Alexander Kolkowski, Olga Neuwirth, Phill Niblock, Daniel Ott, Josef Anton Riedl, Rainer Rubbert, Nicola Sani, Iris ter Schiphorst, Dieter Schnebel, Laurie Schwartz, Stepha Schweiger, Charlotte Seither, Elliott Sharp, Roberta Vacca u.v.a.
In Bochum und Düsseldorf führte sie eine szenische Fassung von Arnold Schönbergs Pierrot Lunaire, inszeniert von Urs Troller, auf. Am Theater Bielefeld wirkte sie an Eurydike von Iris ter Schiphorst und an Ojota IV von Daniel Ott mit. Von Iris ter Schiphorst hat sie ebenfalls Anna’s Wake in Berlin uraufgeführt sowie Silence moves in Berlin und Dresden und Aung in Malmö und Kopenhagen gespielt. Mit den Maulwerkern inszenierte sie im Jahre 2000 Glossolalie 2000 von Dieter Schnebel. Daneben hat Clementi viele verschiedene Versionen der Song Books von John Cage aufgeführt und betreut sowie seine Variations und das Theatre Piece inszeniert.
Mit Steffen Schleiermacher hat Clementi die CD John Cage: Voice and Piano veröffentlicht. Zu ihren weiteren Veröffentlichungen zählen Suzuki, Dehli 9 und Osam mit Tosca und tre mit The Dining Rooms. 2005 brachte sie ihr erstes Soloalbum Love is a Reason heraus. Es folgte im Jahre 2011 das Album Fräulein Annie. 2023 erschien das Album Fluxus&NeoFluxus/Stolen Symphonie Nr.1, mit Anna Clementi und anderen Interpret:innen.
Mit Laurie Schwartz bildet Anna Clementi das Duo Divas Desviantes, das mit verschiedenen Programmen regelmäßig in Salvador (Brasilien), New York City und in Berlin auftritt. Daneben ist sie Mitglied der Vokalgruppe Voxnova Italia und des Ensembles European Music Project (EMP). Sie arbeitet regelmäßig mit dem Pianisten und Komponisten Rupert Huber und mit dem Schlagzeuger und Komponisten Jürgen Grözinger sowie mit Thomas Stern zusammen.

Natalia Pschenitschnikova

Natalia Pschenitschnikova (geb. in Moskau, lebt in Berlin) ist eine vielseitige Musikerin und Künstlerin. Neben ihrer Solisten- und Kammermusiktätigkeit arbeitet sie als Performerin,  Кomponistin, Sängerin und Flötistin in verschiedenen Theater- und Tanzprojekten. Schwerpunkte ihrer experimentellen Praxis sind die Korrelation von Klang und Raum, die Ökologie des Klangs und die energetischen Eigenschaften von Klang und Stimme. Ihre Aufführungen überschreiten oft die Grenzen zwischen Musik, Theater und bildender Kunst und schaffen immersive und multisensorische Erfahrungen.
Natalia Pschenitschnikova ist auch eine herausragende Vokalistin, die für ihren innovativen Ansatz in der Gesangstechnik bekannt ist. Sie hat sich auf zeitgenössische komponierte Musik, Improvisation und experimentellen Gesang spezialisiert. Ihr Gesangsstil umfasst den Einsatz verschiedener Techniken und generiert situativ flexible Klangeffekte und Soundtexturen. Das Spektrum reicht von Flüstern und Schreien bis zu Multiphonics, erweiterten Vibratotechniken und mikrotonalen Ubergängen, die es ihr ermöglichen, ungewöhnliche und oft surreale Soundscapes zu schaffen. Als Komponistin betreibt Pschenitschikova die Erkundung neuer Klanglandschaften, wobei sie häufig elektronische Elemente und unkonventionelle Instrumente einsetzt.
Natalia Pschenitschnikova ist Absolventin des Moskauer Staatlichen Tschaikowski- Konservatoriums. Sie interpretierte als Solistin zahlreiche für sie geschriebene Werke (u.a. von Bernhard Lang, Gia Kanchelli, Johannes Fritsch, Klaus Lang, Helmut Zapf, Sergej Newski, Helmut Oehring). Sie ist Spezialistin für die Vokalmusik von Giacinto Scelsi (Kooperation mit Michiko Hirayama). Sie arbeitete mit Dirigenten wie Beat Furrer, Peter Rundel, Wladimir Jurowskij, Dennis Russell-Davies, Jürg Wyttenbach , Martiyn Brabbins , Johannes Kalitzke zusammen und nahm an zahlreichen internationalen Festivals teil (Biennale Venedig, Donaueschinger Musiktage, Wien Modern, Berliner Festwochen, Märzmusik u.a.). Sie bildet mit Martin Daske das Duo Voicetronic, mit Mikhail Mordvinov das Duo Pianovoice, hat die experimentelle Stimmgruppe La Gol (Moskau) geleitet und das neue weibliche Vokaltrio Generator Berlin gegründet. Neuere performative und installative Kompositionen widmete sie literarischen Werken der russischen und frühsowjetischen Avantgarde (Velimir Chlebnjkov, Aleksej Gastev). In ihrem aktuellen Projekt „Brunnen der Erinnerung“ konfrontiert sie Audio-Footage von fremden Lebenserinnerungen mit ihrer eigenen Stimme.
Das Thema Ökologie und Natur hat einen besonderen Platz in ihrer Arbeit: ihre Stücke „Birds Conversations” für Stimme solo, „Requiem for a Flower” (Klanginstallation und Vokal-Trio), „Baumgebet” (für totes Holz und Elektronik) und „Durst” für Ensemble sowie die jüngste Performance-Serie für die Hohe Tauern sind Beispiele dafür.

VIBRANT FOREST. LEBENDIGER WALD

Als VISUAL BASSIC schaffen Katrin Bethge (Overhead-Projektionen) und John Eckhardt (Bass) in Echtzeit audiovisuelle Situationen, die eine Balance zwischen aktiver Komposition und selbstorganisierenden Prozessen herstellen. Mit lichtbrechenden Objekten, Flüssigkeiten und Alltagsmaterialien direkt auf ihrem Projektor zaubert Katrin Bethge gleichermaßen kosmische wie mikroskopische Räume. John Eckhardts strukturierte und sich stets verändernde elektronische Live-Musik schöpft aus stilistischen Einflüssen wie Krautrock, Drone und Dub-Techno - eine persönliche Sprache für die Bassgitarre, die sich pulsierenden tiefen Frequenzen ebenso verpflichtet fühlt wie spektralen Soundscapes.

Mit einfachen Mitteln lassen VISUAL BASSIC ihr Publikum in ein archaisches synästhetisches Abenteuer und in ihre Suche nach organischer Progression und tiefer Trance eintauchen. Über Jahre und Dutzende von Auftritten haben Katrin Bethge und John Eckhardt einzigartige Formen der Interaktion und ein ganzheitliches gegenseitiges Verständnis geschaffen - hochauflösend und mehrdimensional, aber dennoch fragil und magisch.