Wieder wollen die Klanglandschaften Brücken schlagen – zwischen Musik/Klangkunst und Natur, hin zu Ideen für ökologisch orientiertes Handeln. Dabei werden wir sehr konkret, denn für die fünfte Ausgabe des Festivals hat die Landschaft selbst uns zu unserem Thema geführt: Der ehemalige Tonstich in Mühlenbeck, bis in die 30er Jahre genutzt und nun ein Seenbiotop nahe der Autobahn A 10, bietet Anlass zur Beschäftigung mit einem besonderen Stoff.

Lehm und sein wichtigster Bestandteil Ton stehen wie kein anderes Material für den Ursprung – und können gleichzeitig viel über die Industriegeschichte der letzten hundert Jahre verraten. Welches Spannungsfeld gibt es zwischen der Sehnsucht nach diesem Ursprung und der Art und Weise, wie der Mensch die Welt (ver-)formt – durch Industrie, durch Kunst? Wohin können und wollen wir uns im Umgang mit dem Material nachhaltig entwickeln? Und welche ungeahnten Geschichten kann uns darüber die Musik erzählen?

Unser Hörspaziergang beginnt in der aus Mühlenbecker Ziegeln erbauten Kirche und verbindet mit sechs weiteren Hörstationen Vergangenheit, klimabedrohte Zukunft und musikalisches Nachdenken über den Ton in der Gegenwart.

Lauschen Sie, entdecken Sie, lassen Sie sich von Ihren Ohren Neues erzählen!

TO THE EARTH (Konzert)

Die international profilierte Percussionistin Robyn Schulkowsky eröffnet in der Dorfkirche das Festival mit Frederic Rzewskis Komposition »To the Earth«, geschrieben für gewöhnliche Ton-Blumentöpfe unter Verwendung der Homerischen Hymne an Gaia, die »Mutter Erde« – ein Aufruf zur Harmonie mit der Natur, der humorvoll oder pathetisch gehört wer- den kann. Eine neue Komposition von Schulkowsky, generiert aus Klimadaten der NASA, wird nach dem Gespräch zusammen mit dem Publikum auf Mühlenbecker Ziegelsteinen uraufgeführt.

JUGEND STAMPFT (Konzert)

Ein Stück kulturellen Erbes sind die im Bundes-filmarchiv aufgefundenen Lehmbau-Lehrfilme, die von der DEFA produziert wurden und vom Dachverband Lehm zur Verfügung gestellt werden. Die Kinder und Jugendlichen des von Torsten Papenheim geleiteten Rhythmus Orchesters der Musikschule Béla Bartók geben den Filmen die Tonspur, die sie bisher nicht hatten, und lassen ihrer kompositorischen und improvisatorischen Fantasie zu Stampf- und Presslehmtechniken freien Lauf.

DORFWISSEN LEHM UND TON (Gespräch)

Woher kommen die Steine, aus denen die Kirche besteht? Dorfchronistin Sigrid Moser führt im Gespräch mit Dieter Iden und Anette Muhrbeck in die Geschichte der örtlichen Ziegelproduktion ein und beschreibt damit eine der wichtigsten Industrien der Gründerzeit.

TON, STEINE, ERDEN (Soundwalk und Performance)

Julia Mihaly und Maria Huber bilden gemeinsam das Musiktheater-Kollektiv Untere Reklamationsbehörde. Ihre Audiotour über widerständige Natur und solche, die es gern wäre, startet am Hofladen und verwebt Geschichten, Stimmen und Klänge rund um Lehm und Ton – sozial, ökologisch, politisch. Der Spaziergang mündet in eine performative Klangaktion am Tonstich.

KOLLEKTIVER TONLANDSCHAFTSBAU (Kreativwerkstatt)

Auch die jüngsten Festivalgäste können – mit allen anderen und unter der Anleitung von Keramikerin Anette Muhrbeck – die Eindrücke des Festivaltages oder andere Ton-Fantasien umsetzen und an einer großen gemeinsamen Landschaft mitformen. Die Werkstatt ist während des gesamten Festivalnachmittags geöffnet.

THE QUEEN (Klanginstallation)

Die schwedische Komponistin Hanna Hartman deckt in ihrer Arbeit immer wieder verborgene Korrespondenzen zwischen unterschiedlichen Hörwelten auf. Für die Klanglandschaften hat sie auf dem Gelände der Alten Ziegelei eine audiovisuelle Arbeit entwickelt, die Geschichte und Zukunft des Ortes in ungewöhnliche Beziehung zueinander setzt.

BLICK ÜBER DEN TONTELLERRAND (Konzert)

Die Akkordeonistin und Komponistin Eva Zöllner ist eine musikalische Weltenbummlerin, die von ihrem Heimatort im Westerwald, Zentrum des Tonbergbaus in Deutschland, immer wieder in andere Länder aufbricht. Für die Klanglandschaften hat sie die iranische Komponistin Zara Abasari beautragt, ein neues Werk für Akkordeon zu schreiben, das sich auf die lange Geschichte persischer Töpferei und ihre künstlerisch-politischen Wirkmächte in der Gegenwart bezieht. Zudem präsentiert sie eine eigene Komposition im Dialog mit einem Klangobjekt aus Keramik des syrischen Künstlers Alaa Aldin Nabhan.

ZUM GUTEN KLANG DER TON (Performance)

Stimmperformer Alex Nowitz und Kontrabassist Matthias Bauer bringen ihre lautpoetische Performance für Stimmen, Kontrabass, Klangzuspiel und Lehmziegelsteine zur Uraufführung und sinnieren mit Witz und Spontaneität über das Stechen, Kneten, Pressen und Brennen von Ton.

EINE NEUE ALHAMBRA IN BRANDENBURG

Wie Lehmbautechniken zu neuen Perspektiven für Klimaschutz, Kunst und Partizipation im ländlichen Raum beitragen können, verdeutlicht die Künstlerin Ute Reeh vom Zentrum für Peripherie als Leiterin des Pilotprojekts für klimaneutrale Baukultur »Auf dem Weg zu Brandenburgs Alhambra«. Zusammen mit Menschen aus der Region entwickelte ein Forschungsteam eine nachhaltige Lärmschutz- und Raststättenanlage an der Autobahn A14, konzipiert als Bauwerk, das Menschen, Landschaft und Natur schützt und innovative Verfahrenstechnik mit zeitgemäßer Formensprache verbindet.

TAKING AND GIVING (Konzert)

Sabine Vogel spielt ihre neue Komposition auf einer aus Ton angefertigten dreirohrigen Flöte des indigen-mexikanischen Keramikkünstlers Nash Taveva. Der Ton wurde der Landschaft entnommen, die Töne geben ihr etwas zurück und lassen Landschaftselemente und Musik zusammenfließen.

UNSERE KÜNSTLER:INNEN

Robyn Schulkowsky

Hanna Hartman

Sara Assari

Ute Reeh

Untere Reklamationsbehöre

Alex Nowitz

Sabine Vogel

Eva Zöllner

Matthias Bauer